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published on 22.08.2022

Aktuelle Insolvenzzahlen trotz Krisen auf niedrigem Niveau

Aktuelle Krisen bestimmen seit geraumer Zeit das wirtschaftliche Geschehen: Zahlreiche Lockdowns seit Beginn der Corona-Pandemie 2020, logistische Schwierigkeiten und Knappheit durch den Ukraine-Krieg. Daraufhin folgte eine wirtschaftliche Rezession, wie es sie schon lange nicht mehr gegeben hat. Experten vermuteten, dass viele Unternehmen vor einer Insolvenz stehen könnten – doch dem war nicht so. Immer mehr Statistiken belegen, dass die aktuellen Insolvenzzahlen vergleichsweise niedrig sind – trotz aktueller Krisen. Weshalb so wenige Unternehmen - trotz Warnung von Experten - Insolvenz anmelden mussten, erfahren Sie in diesem Artikel.

Was genau ist eine Insolvenz?

Bevor die aktuellen Insolvenzzahlen betrachtet werden, soll erst einmal festgehalten werden, was genau eine Insolvenz ist. Unter einer Insolvenz versteht man, wenn Unternehmen nicht mehr die nötigen Mittel haben, um ihrer Zahlungspflicht nachzugehen. Man spricht daher auch von einer Zahlungsunfähigkeit. Im Gegensatz zu Privatpersonen, sind juristische Personen wie Unternehmen dazu verpflichtet, einen offiziellen Insolvenzantrag zu stellen. Das zuständige Amtsgericht überprüft anschließend die Richtigkeit der Zahlen und Fakten und übergibt den Fall einem Sachverständigen bzw. vorläufigen Insolvenzverwalter. Dieser analysiert das Unternehmen bis zu 3 Monate lang und kann anschließend entscheiden, ob ein Insolvenzverfahren durchgeführt werden kann.  Im schlimmsten Fall droht dem Unternehmen eine vollständige Auflösung. Arbeitnehmer erhalten in dieser dreimonatigen Zeit das sogenannte Insolvenzgeld.

Diese aktuellen Krisen fordern Unternehmen heraus

Die Ursache für die Rezession liegt insbesondere in zwei Krisen, die das aktuelle Weltgeschehen dominieren: Die Corona-Pandemie und der Ukraine-Krieg. Seit 2020 wurden mehrere Lockdowns beschlossen, die insbesondere den Einzelhandel dazu forderten temporär zu schließen, was einen enormen Teil des Umsatzes kostete. Auch das Gastro-Gewerbe war schwer davon betroffen, da Restaurants noch weiter vom sogenannten „Lockdown Light“ betroffen waren.

Kaum dachte man, dass die Krise einigermaßen bewältigt sei, folgte zu Beginn des Jahres die russische Invasion in der Ukraine. Durch gegenseitige Sanktionen kam es zur Knappheit diverser Rohstoffe und Lebensmittel. Viele Unternehmen mussten ihre Standorte in Russland und der Ukraine schließen. Auch kam es wie bereits in der Corona-Krise zu massiven Verzögerungen.

Trotz allem – vergleichsweise niedrige Zahlen

Viele Experten warnten, Unternehmen können den Druck der Krisen nicht standhalten und würden vermehrt Insolvenz anmelden. Aktuelle Zahlen von statista zeigen aber, dass die Insolvenzzahlen anders als erwartet auf niedrigem Kurs sind. Als Vergleichsgröße wird dabei auf die Wirtschaftskrise von 2008 verwiesen. Diese forderte im selben Jahr noch 155.000 Unternehmen zur Insolvenz auf. Im Jahr 2010 wurde mit fast 170.000 Insolvenzanmeldungen der Höhepunkt der deutschen Wirtschaftsgeschichte erreicht. Konstant hielten sich diese Zahlen im letzten Jahrzehnt über 100.000. Daher ist umso auffälliger, dass ausgerechnet im Corona-Krisen-Jahr 2020 nur ca. 75.000 Unternehmen Insolvenz anmeldeten.

2020 nur 75.000 Insolvenzanträge – woran liegt das?

Trotz langer Lockdowns und Lieferverzögerungen ist die Insolvenzquote laut statistischem Bundesamt um 15,5% gesunken. Dies ist jedoch insbesondere auf die Hilfspakete des Bundes zurückzuführen. So war die Insolvenzantragspflicht bis zum 31. Dezember ausgesetzt. Dadurch sollten Unternehmen geschützt werden, die durch die Pandemie in eine finanzielle Notlage geraten. So bewältigte man nach der damaligen Ministerin für Justiz und Verbraucherschutz Christine Lambrecht die Hochwasserkatastrophen 2002, 2013 und 2016. Wichtig ist dabei zu erwähnen, dass die Voraussetzung für die Beanspruchung dieses Hilfspaket war, dass die finanzielle Notlage auf die Corona-Pandemie zurückzuführen ist. Unser Niederlassungsleiter für Berlin und die Region Ostdeutschland, André Beck, hat zusammen mit den Rechtsanwältinnen Claudia Otto und Mirjam Hannah Steinfeld eine Blog-Artikel-Serie hierzu verfasst, die nach wie vor sehr lesenswert und informativ ist.

Experten zufolge werden auch für die Ukraine-Krise derartige Hilfspakete erwartet. Ob diese jedoch standhaft die Insolvenzanträge mit zunehmenden geopolitischen Spannungen zurückdrängen können, sei jedoch mehr als fraglich.

Bildnachweis: (© gopixa- stock.adobe.com)


Author: HÄMMERLE



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